Ungewöhnliche Stellung - und kein "lahmer Zock"

 

Theo gegen den Rest der Welt
In dieser herrlichen Szene aus "Theo gegen den Rest der Welt" (1980) stösst Marius-Müller Westernhagen als von chronischer Geldnot geplagter Theo zu einer gepflegten Bridge-Runde, und mischt den Laden auf mit den Worten "Was ist das denn für'n lahmer Zock hier?! Soll ich Ihnen mal was Verschärftes zeigen?". Sehenswert!







An diese wirklich sehenswerte Szene muss ich manchmal denken, wenn eine Schachpartie von mir auf einmal unerwartet scharf wird. Dabei ist es egal, ob ich selbst angreife, oder ob ich plötzlich unter Druck gesetzt werde. 

Auch gestern war es wieder einmal so weit. Die Szene kam mir spontan in den Sinn, als ich in einer Bulletpartie eine Stellung erreichte, wie sie mir in 30 Jahren Schach noch nicht vorgekommen ist. 


Zwei verbundene Freibauern von Weiss stehen auf der 6. Reihe in scheinbar unmöglicher Stellung direkt hinter meinem eigenen Bauernzentrum.

Im Nachhinein betrachtet, sieht diese Stellung für Schwarz zwar verdächtig aus (Weiss hat das Läuferpaar und die starken (?!) verbundenen Freibauern; ausserdem steht mein König völlig ohne Deckung), hält aber. Weiss hat nicht mehr genug Material für einen Mattangriff, ausserdem kann Schwarz bei Bedarf einen der Springer gegen die Bauern opfern.

Trotzdem bestätigt das wieder einmal die Einsicht, dass Verteidigen sehr viel unangenehmer ist als Angreifen. Selbst anzugreifen spielt sich immer deutlich leichter, als den eigenen König in einem Mattangriff verteidigen zu müssen. Es ist genau dieser Druck, der auch bei längerer Bedenkzeit dazu führt, dass ich als Verteidiger die dümmeren, vermeidbareren, und folgenschwereren Fehler mache.

Auch wenn sie keinen grossen schachlichen Wert hat; wer die Partie zu Unterhaltungszwecken nachspielen möchte, findet sie hier.

Immerhin... kein "lahmer Zock", sondern "was Verschärftes"...

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