"Grundsatzentscheidung, die Satzung des DSB im kommenden Jahr grundlegend zu reformieren"

In der Fortsetzung meines Interviews mit DSB-Präsident Ullrich Krause ging es u.a. noch einmal um den diesjährigen DSB-Kongress, die jüngsten Erfolge deutscher Spieler, und die Frage, welchen schachlichen Ehrgeiz man auch als "altes Eisen" noch entwickeln kann. Den ersten Teil dieses Gesprächs kann man hier nachlesen.

Aus termingr
ünden zog sich dieses Gespräch über mehrere Wochen. Insbesondere die sich mittlerweile wieder deutlich verschlechternde Coronasituation war zu Beginn der Arbeit an dieser Fortsetzung noch nicht absehbar. 


DSB-Präsident Ullrich Krause, hier mit Vincent Keymer anlässlich dessen Auszeichnung mit der goldenen Ehrenplakette des Deutschen Schachbundes 2019.
Foto: Schachbund


Die mit viel Vorschusslorbeeren angetretene Vizepräsidentin Finanzen Gulsana Barpijeva ist nach nur knapp sechs Wochen im Amt schon wieder zurückgetreten. Auf mich wirkte das etwas unglücklich für alle Beteiligten, weil sie sich ja immerhin auch per Kampfkandidatur gegen einen anderen Kandidaten durchgesetzt hatte. Was war passiert?

 

Wir hatten nach dem Kongress im Juni einige E-Mails innerhalb des Präsidiums ausgetauscht und einige Videokonferenzen durchgeführt. Gulsana Barpiyeva hatte einen sehr guten Eindruck hinterlassen, weil sie sehr professionell aufgetreten ist und die richtigen Fragen an den richtigen Stellen platziert hatte, bevor sie ihre fundierte Meinung zu den verschiedenen Themen geäußert hatte. Aus heiterem Himmel erreichte uns dann genau sechs Wochen nach dem Kongress die Mitteilung, dass sie aus persönlichen Gründen vom Amt zurücktreten müsse und dies sehr bedaure. Weil in den Wochen danach mehrfach kolportiert wurde, dass der wahre Grund für ihren Rücktritt Konflikte innerhalb des Präsidiums bzw. innerhalb des DSB gewesen seien, habe ich bei ihr nachgefragt, und sie hat noch einmal bestätigt, dass die Gründe ausschließlich auf ihrer Seite lagen. Welche das genau sind, entzieht sich allerdings meiner Kenntnis.

 

Überrascht hatte mich auch die Nachricht, dass die neugewählte Vizepräsidentin Verbandsentwicklung Olga Birkholz den neugewählten Vizepräsidenten Sport Ralph Alt per Schiedsgerichtsverfahren aus dem Amt entfernen lassen wollte. Beim Kongress im Oktober hat man dann nichts mehr davon gehört. Haben sich die Wogen mittlerweile wieder geglättet?

 

Diese Initiative von Olga Birkholz hat mich auch überrascht. Wir hatten nach dem Kongress im Juni in der Tat das Problem, dass der Vizepräsident Sport laut Satzung nicht auch noch Anti Cheating Officer sein darf, aber da der Vizepräsident Sport vor dem Anti Cheating Officer gewählt wurde, betrifft dieses Problem ausschließlich die Position des Anti Cheating Officers, für die wir beim außerordentlichen Kongress im Oktober dann auch eine Nachwahl durchgeführt haben.
Warum Olga Birkholz stattdessen die Wahl von Ralph Alt zum Vizepräsidenten angefochten hat, habe ich bis heute nicht verstanden, obwohl wir das Thema bei der Videokonferenz des Präsidiums Anfang Oktober ausführlich diskutiert haben. Beim Kongress im Oktober war Olga Birkholz nicht anwesend, deshalb wurde das Thema dort nicht angesprochen.

 

Ich vermute, diese Querelen waren dann auch der Grund für den Rücktritt von Olga Birkholz im Dezember?

Der Rücktritt von Olga Birkholz kam ebenso überraschend wie der von Gulsana Barpiyeva. Ob die Auseinandersetzung vor dem Schiedsgericht etwas damit zu tun hat, entzieht sich meiner Kenntnis, das kann nur Olga Birkholz selbst beantworten.


Mir scheint, der Bereich Verbandsentwicklung ist eine der spannendsten Aufgaben, die der DSB zu vergeben hat. Wie geht es jetzt weiter?

Es gibt beim DSB einen sogenannten Geschäftsverteilungsplan, den man hier herunterladen kann: https://www.schachbund.de/satzung-und-ordnungen.html.

Dort werden die Aufgaben der Präsidiumsmitglieder und der Referenten im Detail geregelt. Diesen GVP kann das Präsidium jederzeit ändern, solange dabei die Vorgaben aus der Satzung eingehalten werden. In der Regel nimmt ein neu zusammengesetztes Präsidium nach der Wahl Änderungen vor und passt den GVP an die aktuelle personelle Zusammensetzung an. Der Vizepräsident Verbandsentwicklung bearbeitet zurzeit die Bereiche Verbandsentwicklung, Öffentlichkeitsarbeit, Breitenschach, Inklusion, Ausbildung, und Marketing. Es handelt sich also um ein breit gefächertes Spektrum, dazu kommt noch die allgemeine Mitarbeit im Präsidium.

Wir haben auf unserer Webseite um Bewerbungen für dieses Amt gebeten und werden auf dem Hauptausschuss im Mai die notwendige Nachwahl durchführen. Bis dahin übernehme ich die Aufgaben des VP Verbandsentwicklung.

 

Stichwort Corona: Du hattest im ersten Teil des Gesprächs gesagt, dass DSB und Landesverbände sehr vorsichtig sein sollten mit finanzieller Hilfe für die Vereine. Auf der Webseite des Landesverbandes Schleswig-Holstein habe ich nun aber gesehen, dass Vereine dort aufgefordert werden, Direkthilfe beim Landesverband zu beantragen. Warum passiert das auf einmal doch?

 

Meine Warnung bezog sich ausschließlich auf den Verzicht auf Mitgliedsbeiträge. Die Mitgliederversammlung kann natürlich beschließen, dass die Vereine finanziell unterstützt werden und genau das ist bei unserem Kongress Mitte Oktober passiert: Der entsprechende Antrag wurde mit großer Mehrheit angenommen. In Bayern gab es einen ähnlichen Antrag an die Mitgliederversammlung, der ebenfalls angenommen wurde.

 

Du warst im Oktober sowohl als Spieler als auch als Funktionär auf verschiedenen Schachturnieren. Klappt die Rückkehr an die Bretter trotz Coronabeschränkungen? Mir scheint, dass es gerade für die ehrenamtlichen Funktionsträger im Amateurbereich sehr schwierig ist, den sich ständig ändernden Coronabestimmungen gerecht zu werden.

 

Meine persönlichen Erfahrungen bei der Landesmeisterschaft in Eckernförde im Oktober waren sehr gut: Wir konnten komplett ohne Maske spielen, und es war wirklich großartig, endlich wieder richtige Partien gegen richtige Gegner zu spielen! Und auch die DSAM-Endrunde anlässlich des Kongresses in Magdeburg verlief vollkommen störungsfrei.

Leider hat sich die Situation inzwischen dahingehend geändert, dass in einigen Bundesländern der Spielbetrieb nicht mehr möglich ist und auch die Staffelleiter der bundesweiten Ligen denken darüber nach, die nächsten Runden zu verschieben. Ich habe etlichen Gesprächen der letzten Wochen entnommen, dass die häufigen Änderungen der Corona-Bestimmungen in der Tat ein großes Problem für die ehrenamtlichen Funktionäre sind, die in irgendeiner Form mit dem Spielbetrieb zu tun haben.

 

Du warst auch auf dem Meisterschaftsgipfel 2021. Wie stehen die Chancen, dass der Deutsche Meister in Zukunft in einem Turnier ermittelt wird, in dem auch tatsächlich die stärksten deutschen Spieler mitspielen? Wenn ich das richtig verstehe, liegt das Problem vereinfacht gesagt ja darin, dass der DSB [richtigerweise, wie ich finde] keine beitragsfinanzierten Preisgelder zur deutschen Meisterschaft ausloben darf. Ohne gute Preisgelder kommen allerdings die Profis nicht. Im "German Masters" kann wiederum der Titel “Deutscher Meister” nicht vergeben werden, weil die Landesverbände darauf bestehen, ihre Landesmeister zur Deutschen Meisterschaft schicken zu können. Lässt sich das lösen?

 

Die Profis würden auch bei guten Preisgeldern vermutlich nicht an einer Deutschen Meisterschaft teilnehmen, bei der sie auch gegen Amateure antreten müssen, d.h. es sollte schon die DEM und das Masters geben. In der Diskussion vor der Einführung des Meisterschaftsgipfels haben einige Landesverbände darauf bestanden, dass die Deutsche Meisterschaft nach wie vor im Wesentlichen den Landesmeistern vorbehalten bleibt, obwohl das Masters natürlich das stärker besetzte Turnier ist.

Das Hauptproblem war damals allerdings ein anderes: Der DSB muss in jedem Jahr einen Deutschen Meister und eine Deutsche Meisterin ermitteln. Und im Jahr 2018, als der Gipfel eingeführt wurde, war nicht klar, ob uns die Finanzierung der beiden Masters in jedem Jahr gelingen wird, während die Durchführung der Deutschen Meisterschaften durch die Startgelder der Landesmeister gesichert ist.

Nachdem wir es jetzt drei Jahre nacheinander geschafft haben, die notwendigen externen Gelder für die Durchführung einzuwerben, könnte man diese Diskussion noch einmal führen. Andererseits habe ich bisher von keinem einzigen Sponsor gehört, für den diese Asymmetrie ein Problem darstellt, insofern stellt sich die Frage nach dem Handlungsbedarf.

 

Es bleibt also dabei, dass es zwei (vier) Turniere geben wird, und der Deutsche Meister im schwächeren Turnier ermittelt wird? Ich halte das zwar nicht unbedingt für ein Problem, aber doch irgendwie für einen Schönheitsfehler.

 

Nach meinem Kenntnisstand wird es einen Antrag an den Hauptausschuss im Mai 2022 geben, die Turnierordnung an dieser Stelle zu ändern. Ob dieser Antrag eine Mehrheit findet, wird man dann sehen.

 

Hat sich das Konzept des Meisterschaftsgipfels, der vor einigen Jahren ja versuchsweise eingeführt wurde, Deiner Meinung nach bewährt?

 

Auf jeden Fall! Bei der ersten Durchführung im Jahr 2019 hakte es noch ein wenig – wie immer, wenn man etwas zum ersten Mal tut. Bei den Folgeveranstaltungen in den Jahren 2020 und insbesondere 2021 lief alles wie am Schnürchen, und das trotz der Corona-bedingten Einschränkungen. Der einzige Kritikpunkt am Gipfel 2021 bezog sich auf die eingeschränkten Möglichkeiten, die Partien live zu verfolgen, aber das lag am Hygienekonzept und damit außerhalb unserer Einflussmöglichkeiten. Eine echte Aufwertung hat der Gipfel (wie alle unsere Veranstaltungen) meines Erachtens noch einmal durch die Live-Übertragung auf unserem Twitch-Kanal SchachDeutschland TV erfahren.

Ich kenne niemanden, der das Konzept des Gipfels als solches anzweifelt, weder innerhalb unserer Gremien noch in der öffentlichen Diskussion noch unter den Spielern, und ich bin sehr zufrieden, dass die „Reform der Deutschen Meisterschaft“, mit der ich 2017 zur Wahl angetreten bin, schnell und nachhaltig umgesetzt werden konnte, wodurch wir jetzt ein echtes Produkt haben, das man potenziellen Sponsoren anbieten kann.

 

SchachDeutschlandTV ist wirklich eine gute Neuerung. Auch z.B. dadurch, dass man sich die Videos zeitversetzt ansehen kann. Was für ein Fazit lässt sich für dieses Projekt aus Sicht des DSB bisher ziehen, auch in Hinblick auf Reichweite und Kosten? 

 

Um es mit unserer demnächst ehemaligen Bundeskanzlerin zu sagen: Die Einführung eines Twitch-Kanals war alternativlos. Heutzutage gehören die sozialen Medien einfach dazu, wenn man aktuell und ausführlich berichten möchte – eine Webseite allein genügt da schon lange nicht mehr. Der Name unseres Kanals impliziert schon, dass es sich dabei nicht um eine isolierte Aktivität des Deutschen Schachbundes handelt, stattdessen können bzw. sollen auch die Landesverbände oder die Deutsche Schachjugend die Möglichkeit haben, sich dort zu präsentieren. Die Reichweite ist aus unserer Sicht OK, die Kosten variieren natürlich in Abhängigkeit vom jeweiligen Anlass. Persönlich fand ich die Interview-Reihe mit Sebastian Siebrecht und den Kaderspielern spannend, weil sich unsere Spitzenspieler/innen bei dieser Gelegenheit auch einmal außerhalb der 64 Felder präsentiert haben.

 

Ist eine Erweiterung des Angebots von SchachDeutschlandTV geplant? Ich hätte da durchaus Programmvorschläge. Wie wäre es mit Sendungen zu inhaltlichen Themen, also z.B. Bauernendspiele, Taktik, Aufbau eines Eröffnungsrepertoires etc.?

 

Ich denke, dass wir diese rein schachlichen Themen den professionellen Anbietern überlassen sollten, die dazu auch schon Angebote in ausreichender Zahl zur Verfügung gestellt haben. Unsere Berichterstattung sollte sich auf unsere Turniere und unsere Kaderspieler beschränken. 

 

Stichwort Sponsorenakquise. Wie sieht es mit der Bereitschaft großer deutscher DAX-Unternehmen aus, den Schachbund zu sponsern? Mit SchachDeutschlandTV als Plattform, dem Meisterschaftsgipfel als Produkt, und jetzt noch Vincent Keymer als Aushängeschild lässt sich da doch vielleicht was machen?

 

Wenn das Thema Sponsoren auf der Agenda einer DSB-Versammlung steht, findet sich immer jemand, der sich dahingehend äußert, dass es doch möglich sein muss, ein großes Unternehmen zu finden, das unsere Nationalmannschaften dauerhaft unterstützt. Auf die Nachfrage, welche Firma das denn aus welchem Grund tun sollte, gibt es dann aber nur sehr selten eine konkrete Antwort. Der Gegenwert für einen Sponsor muss darin bestehen, dass sein Engagement deutlich sichtbar ist. Da die Anzahl der Zuschauer vor Ort bei einem Schachturnier überschaubar ist, funktioniert das nur, wenn darüber in den Medien ausgiebig berichtet wird oder wenn die Klickzahlen bei der Live-Übertragung entsprechend hoch sind. Und das passiert nach meiner festen Überzeugung, wenn unsere Nationalmannschaften oder ein deutscher Spieler oder eine deutsche Spielerin teilnehmen. Insofern gehe ich davon aus, dass die Teilnahme von Vincent Keymer beim Grand Prix im Frühjahr 2022 das für die Sponsorenakquise notwendige Interesse der Medien und der Öffentlichkeit auslöst.

  

Der Meisterschaftsgipfel ist aus meiner Sicht nicht nur ein tolles Turnier, sondern sicher auch ein teurer Spaß. Ist es realistisch, mit dem Turnier als Deutscher Schachbund Geld verdienen zu können und wollen, oder ist es schon ein Erfolg, wenn der Gipfel kostenneutral abläuft?

 

Grundsätzlich kann man mit der Ausrichtung von Schachturnieren Geld verdienen, sonst würde es ja nicht so viele privat organisierte Turniere geben. Die Kalkulation verläuft immer ähnlich:  Auf der Habenseite stehen die Startgelder, die Sponsorengelder und eventuelle Hotelprovisionen und sonstige Zuschüsse (diese zumeist nur bei speziellen Meisterschaften). Davon finanziert werden müssen die Preisgelder, die Saalmiete, das Organisations-Team und ein Gala-Abend mit Siegerehrung etc. Der Gipfel ist insofern ein Sonderfall, dass wir bei den einzelnen Turnieren im Unterschied zu einem privaten Turnierausrichter nicht frei kalkulieren können, weil etliche Details (Startgeld, Preisgeld etc.) in unseren Ordnungen detailliert geregelt sind. Wir sind außerdem ein gemeinnütziger Verein und unterliegen deshalb bestimmten Einschränkungen, was eine Gewinnerzielungsabsicht angeht. Meine persönliche Einschätzung ist, dass sich das Ganze ab einer Teilnehmerzahl im oberen dreistelligen Bereich durchaus rechnen kann.

Eins ist aber klar: Es ist für uns in jedem Fall kostengünstiger, unsere Meisterschaften alle zur selben Zeit am selben Ort auszurichten als verteilt über das Jahr an unterschiedlichen Orten.

 

Zum zweiten Teil des DSB-Kongresses im Oktober. Es war im Vorfeld viel die Rede davon, dass nun endlich inhaltlich gearbeitet werden könne. Dazu zunächst eine vielleicht etwas naive Frage, aber ist ein DSB-Kongress überhaupt der richtige Ort, um inhaltlich zu arbeiten? Wird dort nicht mehr oder weniger nur im Eilverfahren über Anträge abgestimmt? Muss die eigentliche inhaltliche Arbeit nicht im Vorfeld stattfinden?

 

Der DSB-Kongress wurde in früheren Jahren erstens jährlich durchgeführt und zweitens als Event über mehrere Tage, in der Regel von Himmelfahrt bis zum darauffolgenden Sonntag. Nach allem, was ich gehört habe, wurden die wichtigen Gespräche am Freitag bei einem gemeinsamen Ausflug (Bootsfahrt o.ä.) geführt, während die mitgereisten Partner (in der Regel -innen) sich anderweitig vergnügt haben. Diejenigen, die dabei waren, sprechen immer noch mit leuchtenden Augen vom Kongress 1975, bei dem der Schachverband Schleswig-Holstein und insbesondere die Insel Helgoland der Gastgeber war. Irgendwann wurde dann beschlossen, dass diese Art der Durchführung zu viel Geld kostet, und seitdem wird der Kongress nur noch in den ungeraden Jahren an einem Samstag durchgeführt. In den geraden Jahren findet stattdessen eine Sitzung des Hauptausschusses, also mit weniger Teilnehmern, statt.
Der Nachteil dieser Vorgehensweise ist allerdings, dass der Kongress seitdem immer ein Wahlkongress mit satzungsändernden Anträgen ist, was die inhaltliche Arbeit in der Regel allein aus Zeitgründen unmöglich macht.

Die Besonderheit bei unserem letzten Kongress im Oktober war, dass es sich um die zweite Hälfte eines Wahlkongresses gehandelt hat, also sozusagen um einen Kongress ohne Wahlen. Und deshalb bestand die Hoffnung, dass wir ausreichend Zeit haben würden, um inhaltlich zu arbeiten. Die Hoffnung wurde nicht enttäuscht: Es gab weder einen Antrag zur Geschäftsordnung, noch einen auf Nichtbefassung, stattdessen haben die anwesenden Delegierten sieben Stunden lang über die Anträge und inhaltliche Themen gesprochen, und zwar auf einer rein sachlichen Ebene. Ein Landespräsident, der schon länger dabei ist, hat mir im Nachgang mitgeteilt, dass es sich um den besten Kongress seit mindestens zehn Jahren gehandelt habe. Nach dem etwas holprigen Kongress im Juni, über den wir ja beim letzten Mal gesprochen haben, läuft es nach meinem Eindruck insgesamt gesehen deutlich runder und wir können nur hoffen, dass das auch so bleibt.

 

Früher war mehr Lametta: 1975 gönnte sich der Deutsche Schachbund einen mehrtägigen Kongress auf der Nordseeinsel Helgoland. Das Protokoll zu diesem und vielen anderen DSB-Kongressen findet man auf der Website des Deutschen Schachbunds.

Foto: Wikipedia


Was waren aus Deiner Sicht die wichtigsten Entscheidungen? 

 

Die Grundsatzentscheidung, die Satzung des DSB im kommenden Jahr grundlegend zu reformieren, war aus meiner Sicht ebenso richtig wie wichtig. Wenn es nach mir ginge, würden wir ein leeres Blatt Papier nehmen und die Satzung und alle anderen Ordnungswerke vollkommen neu entwerfen, damit sie den Ansprüchen des Jahres 2022 genügen. Ob der Reformwille tatsächlich so weit reicht, wird man sehen, aber dass es im kommenden Jahr einen außerordentlichen Kongress (wiederum ohne Wahlen!) geben wird, bei dem es in erster Linie um die neue Satzung gehen wird, begrüße ich sehr. Ich habe mich außerdem persönlich darüber gefreut, dass die diversen Anträge zum Verbandsprogramm allesamt (mit einer einzigen Änderung) angenommen wurden.

 

Offensichtlichen Reformbedarf beim Schachbund gibt es in der Tat. Bei Deiner Kandidatur zum DSB-Präsidenten 2017 schriebst Du 

"Ich bin seit 2008 bei den Tagungen des Deutschen Schachbundes dabei und habe das DSB Präsidium und die Landesverbände vor allem in den letzten Jahren nicht als Team erlebt, sondern hatte eher den Eindruck, dass gegeneinander agiert wird. Mir kam es häufig so vor, als wenn Aktivitäten des DSB-Präsidiums ebenso blockiert wie umgekehrt die Wünsche der Landesverbände ignoriert werden."

Für mich als Außenstehenden scheint es nicht immer so, als hätte sich die Lage in den vergangenen Jahren grundlegend verbessert. Ohne der Satzungsreform vorgreifen zu wollen, kannst Du beschreiben, was für Reformen Dir vorschweben?

 

Da muss ich Dir widersprechen: Seit dem Kongress im Juni hat sich die Stimmung innerhalb des DSB, also insbesondere zwischen dem Präsidium und den Landesverbänden, sehr stark verändert und das ausschließlich zum Guten. Ich hatte mit drei Landesvertretern, die auf dem Kongress im Juni noch gegen das Präsidium und insbesondere gegen meine Kandidaten agiert haben, inzwischen mehrere lange Gespräche und alle haben mir zugesichert, dass wir zukünftig auf einer Sachebene zusammenarbeiten werden. Bisher hat das auch sehr gut funktioniert und ich kann wie schon erwähnt nur hoffen, dass das auch so bleibt.

Es gibt meiner Meinung nach etliche Stellschrauben, an denen die geplante Satzungsreform drehen sollte. Ich möchte aber der Arbeit der entsprechenden Arbeitsgruppe nicht vorgreifen und nenne deshalb nur ein paar Stichworte: Anzahl und Zuständigkeiten der Vizepräsidenten, Verhältnis zwischen Präsidium und Referenten, Rolle des AKLV, Dauer der Wahlperiode, Beschränkung der Amtszeiten.

 

Gab es Deiner Meinung nach auch Fehlentscheidungen, oder wichtige Themen, die es erst gar nicht auf die Agenda geschafft haben?

 

Ich hätte mir gewünscht, dass die Freigabe der Mittel für DeWIS/MIVIS sofort erfolgt und nicht auf den nächsten Kongress vertagt wird. Es handelt sich zwar um eine Investition in sechsstelliger Höhe, die natürlich nicht leichtfertig getroffen werden sollte, aber an dieser Stelle ist der DSB seinem Ruf des ebenso schweren wie langsamen Tankers wieder einmal gerecht geworden. Ich hätte mir außerdem gewünscht, dass die Beitragsordnung verabschiedet wird – immerhin war ich einer der Antragsteller. Ansonsten bin ich persönlich mit allen Entscheidungen einverstanden und mir fällt auch kein Thema ein, das wir zum jetzigen Zeitpunkt unbedingt hätten behandeln sollen.

 

Kannst Du die veranschlagten Kosten zur Neuentwicklung von DeWIS und MIVIS etwas erläutern? Warum müssen diese Systeme neu entwickelt werden? Gibt es keine geeigneten existierenden Softwarelösungen, bei der Mitgliederverwaltung z.B. die Software, die auch andere Sportverbände einsetzen?

 

Wir müssen hier zwei Dinge voneinander trennen: MIVIS ist die Mitgliederverwaltung, dafür gibt es natürlich vorhandene Lösungen etablierter Anbieter, von denen es einer auch in die „Endrunde“ geschafft hat. DeWIS wiederum ist die DWZ-Anwendung, für die es aus naheliegenden Gründen keine Standard-Anwendung gibt. Uns liegen zwei Angebote vor, die Zahlen aus dem Antrag sind so gewählt worden, dass das Gremium, das die Entscheidung trifft, völlige Entscheidungsfreiheit hat. Heutzutage ist es üblich, dass man die „Software als Service“ kauft, d.h. es fallen nach der Anschaffung jährliche Lizenzgebühren an, mit denen unter anderem gewährleistet wird, dass die Anwendung auch nach Änderungen an den Browsern und / oder an den Betriebssystemen immer noch voll einsatzfähig ist. Deshalb entstehen einmalige Entwicklungskosten für DeWIS und in den Folgejahren dann Lizenzgebühren für DeWIS und MIVIS.
Die Höhe dieser Kosten überrascht vielleicht, aber da ich selbst in der IT tätig bin, kenne ich die Preise, die dort aufgerufen werden und meine Überraschung hält sich in Grenzen.

 

Die Ergebnisse von Elisabeth Pähtz und Vincent Keymer beim Grand Swiss in Riga waren sensationell. Elisabeth Pähtz erreicht als erste deutsche Frau den GM-Titel der Herren, und Vincent Keymer hat sich für den Grand Prix in Berlin im Februar qualifiziert. Wie beurteilst Du das Abschneiden der beiden?

 

Ich habe wie viele andere mitgefiebert und war am Ende restlos begeistert. Vincents Teilnahme beim Grand Prix wird das Medieninteresse vervielfachen und dass Elisabeth wieder die magische ELO-Grenze von 2500 überschritten hat, freut mich persönlich sehr. Vincent hat jetzt mehrere großartige Erfolge nacheinander erzielt und führt im Alter von 16 Jahren (inzwischen ist er 17) sowohl die nationale ELO- als auch die DWZ-Rangliste an. Wenn ich in Interviews nach seinen Aussichten gefragt wurde, in die Weltspitze vorzudringen, habe ich mich bisher immer vorsichtig optimistisch geäußert – ich werde das zukünftig etwas weniger vorsichtig tun. Und Elisabeth hat sich nach einigen Turbulenzen im vergangenen Jahr stabilisiert und setzt das auch auf dem Brett um.

 

Und was sagst Du zum Abschneiden der anderen deutschen Spieler?

 

Wir befinden uns in der außergewöhnlichen Situation, dass wir nicht nur einen jungen Nachwuchsspieler haben, sondern gleich mehrere, die durchaus Potential nach oben haben. Was zurzeit noch fehlt, ist die Stabilität in den Ergebnissen, dann hätten wir gleich mehrere Kandidaten, die ELO 2700 erreichen können. Der Deutsche Schachbund ist von der Mitgliederzahl her eine der größten Föderationen weltweit, vielleicht gelingt es uns in den kommenden Jahren, auch entsprechende Platzierungen bei den großen Mannschaftsturnieren zu erreichen.

An dieser Stelle möchte ich auch auf die Fortschritte hinweisen, die es in den vergangenen sechs Monaten im Frauenbereich gab: Wir haben einen Weltklasse-Trainer eingestellt, der vor der Europameisterschaft ein einwöchiges Training mit den Mitglieder der Frauenmannschaft durchgeführt hat und dabei (und bei der EM) von einem Eröffnungs-Coach unterstützt wurde. Wir haben außerdem das Programm „Power-Girls“ aufgelegt, das der neue Leistungssport-Referent Gerald Hertneck bei seiner Bewerbung mitgebracht hatte. Der fünfte Platz bei der Europameisterschaft und damit die beste Platzierung unserer Frauenmannschaft seit langem waren die unmittelbare Folge dieser Maßnahmen.

 

Selbst die großen deutschen Medien haben über Keymer und Pähtz berichtet. Insgesamt scheint die Schachberichterstattung zuzunehmen. Wie lässt sich aus Sicht des Schachbunds die Gunst der Stunde nutzen?

 

Die Anzahl der Presse-Anfragen, die uns erreichen, hat deutlich zugenommen. Die beiden Grand Prix-Turniere in Berlin im Februar und im April sind deshalb vom Timing her ein Geschenk des Himmels. Ich habe das Kandidatenturnier 2018 in Berlin und den Grand Prix 2019 in Hamburg vor Ort begleitet und dabei viele Presseanfragen beantwortet. Während des Weltmeisterschaftskampfes Carlsen-Caruana durfte ich sogar zweimal im Morgenmagazin Rede und Antwort stehen. Langer Rede kurzer Sinn: Das Interesse an hochrangigen Schachturnieren war in der Vergangenheit schon hoch, und wenn jetzt auch noch ein Deutscher beim Grand Prix mitspielt, der gleichzeitig vermutlich der jüngste Teilnehmer sein wird, können wir uns auf sehr viele Anfragen während der beiden Turniere einstellen. Wir werden gemeinsam mit dem Berliner Schachverband ein Rahmenprogramm aufstellen, damit der Fokus nicht nur auf dem Leistungssport liegt.

Die Erweiterung des Teams Öffentlichkeitsarbeit, die wir Ende September vorgenommen haben, trägt erste Früchte, und ich gehe davon aus, dass wir auch beim Grand Prix viele schöne Bilder und Videos produzieren werden. Wir planen außerdem einige Veranstaltungen mit potenziellen Sponsoren während des Grand Prix.

 

Es gab in den vergangenen Jahren ja tatsächlich eine ganze Reihe hochklassiger FIDE-Turniere in Deutschland. Gleichzeitig finden im Dezember mit den Blitz- und Schnellschach Weltmeisterschaften nun schon wieder zwei Top-Turniere an einem Ort statt (Nur-Sultan, Kasachstan), den ich auf Anhieb nicht einmal auf der Landkarte finden würde. Die Publikumswirksamkeit hast Du eben schon selbst angesprochen - müssten solche Turniere nicht noch viel mehr in westlichen Metropolen stattfinden, dort wo das Publikum und das Medieninteresse ist?


Man muss hier unterscheiden zwischen den Grand Prix Turnieren und den anderen FIDE-Turnieren. Beim Grand Prix fungiert die Firma World Chess als Ausrichter, bei den anderen Turnieren ist das nicht der Fall. Das bedeutet, dass der Grand Prix ohne finanzielle Beteiligung des Deutschen Schachbundes stattfindet, etwas überspitzt formuliert sind wir nur zufällig die Föderation, in der der Austragungsort liegt. Bei den anderen Turnieren schreibt die FIDE die Ausrichtung aus und bittet um Bewerbungen: https://www.fide.com/news/1383 

Insbesondere müsste ein deutscher Ausrichter (also auch der DSB) bestimmte finanzielle Rahmenbedingungen erfüllen. Fazit: Es wäre schön, wenn es noch mehr FIDE-Turniere in Deutschland gäbe, aber das gäbe es nicht zum Nulltarif. (Anmerkung: Das Kandidatenturnier 2018 wurde von der Firma World Chess durchgeführt, allerdings unter ihrem damaligen Namen Agon.)

 

Gibt es schon Pläne für weitere FIDE-Events in Deutschland, zum Beispiel ein WM-Match in Deutschland zum DSB-Jubiläum 2027, oder ist das noch zu früh?

 

Das Jubiläum 2027 ist zwar noch einige Jahre entfernt, war aber schon verschiedentlich Thema bei unseren Sitzungen. Meiner Meinung nach sollten wir das 150-jährige Bestehen des DSB zum Anlass nehmen, diverse wirklich große Schach-Events in Deutschland durchzuführen. Konkrete Pläne gibt es allerdings noch nicht.



Wachablösung: bei der schleswig-holsteinischen LEM im Oktober hatten Ullrich Krause (3.v.l.) und die anderen "alten Eisen", die z.T. schon jahrzehntelang in der Meisterklasse spielen, dem Sturm und Drang der Jugend nichts entgegenzusetzen: die Podiumsplätze gingen allesamt an Jugendspieler. 
Foto: Schachverband Schleswig-Holstein


Zum Abschluss noch zwei Fragen zu Dir als Schachspieler. Du hast auf Deinem Blog zur schleswig-holsteinischen Landesmeisterschaft der Herren in Eckernförde geschrieben, dass heutige Generationen von Schachspielern ganz anders an das Spiel herangehen als z.B. Spieler Deiner Generation. Den Eindruck habe ich auch. Hat das wiederum Einfluss auf Dein Schach? Spielst Du heute anders als früher?

 

Meine Generation, also die Schachspieler/innen, die jetzt zwischen 50 und 60 Jahre alt sind, hatten nicht annähernd so viele Trainingsmöglichkeiten wie die Jugendlichen, die sich heute intensiv mit dem Schachspiel beschäftigen. Allein die Möglichkeit, für jede Stellung in kürzester Zeit das in der Regel unumstößliche Urteil eines digitalen Orakels zu erhalten, beschleunigt sowohl die Analyse als auch die Vorbereitung um einen zweistelligen Faktor. Man kann im Akkord die eigenen Ideen bewerten und braucht nur noch die spielbaren Züge zu betrachten, anstatt die Spielbarkeit jeder einzelnen Idee durch stundenlange Analysen zu überprüfen. Wenn man dann noch die Möglichkeiten des Taktik-Trainings und die der digitalen Speicherung des Eröffnungs-Repertoires hinzufügt, was zu unserer Zeit extrem fehlerbehaftet bzw. gar nicht möglich war, ist es nicht verwunderlich, dass die jungen Spieler heute viel schärfer spielen und ihre Eröffnungsvarianten viel mehr variieren, als wir das früher getan haben.

Eine kleine Geschichte zum Unterschied der Generationen von der von Dir erwähnten Landesmeisterschaft von Schleswig-Holstein im Oktober 2021: In der fünften Runde spielte ich mit Schwarz gegen meinen Vereinskameraden Tom Linus Bosselmann und entschied mich am Brett dafür, die seltene Variante 1.e4 e6 2.d4 d5 3.Sc3 Lb4 4.e5 Dd7 zu spielen. Nach der Partie teilte mir Tom Linus mit, dass er sich auch darauf vorbereitet hätte, weil ich dieses Abspiel bei Lichess schon häufiger gespielt habe.

Die einzige echte Änderung, die ich vorgenommen habe, ist das systematische Anlegen eines Eröffnungs-Repertoires, zumindest mit den weißen Steinen. Das ist zwar schon einige Jahre her, erweist sich aber immer noch als hilfreich. Mit Schwarz muss ich nach wie vor viel zu häufig improvisieren – anscheinend so oft, dass diese Improvisation schon als mein Repertoire wahrgenommen wird.

 

Wie beurteilst Du Dein schachliches Können und Deinen Ehrgeiz im Zuge Deines Älterwerdens? Ich frage das deswegen, weil ich mir diese Frage auch oft stelle, und dabei regelmäßig zu ganz unterschiedlichen Antworten komme.

 

Ein früherer Spitzenspieler unseres Vereins hat seine im Alter nachlassende Spielstärke einmal so zusammengefasst: Ich sehe immer noch Zug für Zug genau dieselben Kombinationen wie früher, aber aus irgendwelchen Gründen stehen die Figuren heute nicht mehr auf denselben Feldern wie damals.

Mir ist es im Laufe meiner schachlichen Karriere mehrmals gelungen, eine ELO-Zahl oberhalb von 2300 zu erspielen, zuletzt im Jahr 2014 (https://ratings.fide.com/profile/4613058/chart). Danach ging es stetig bergab, was ich zunächst auf weiche Faktoren wie mangelnden Ehrgeiz und zu wenig Praxis zurückgeführt habe. Inzwischen bin ich aber zu der Überzeugung gelangt, dass die niedrigere Wertungszahl 1-1 meine nachlassende Spielstärke widerspiegelt. Der Grund für diese Fehleinschätzung war im Wesentlichen, dass mein Schachverständnis immer noch genauso ausgeprägt ist wie früher – möglicherweise verstehe ich heutzutage sogar mehr von dem Spiel als früher, weil ich mehr Erfahrung habe. Aber zwischen Schachverständnis und Spielstärke besteht ein himmelweiter Unterschied. Ich kann anderen Spieler(inne)n meines Alters, die das noch nicht eingesehen haben, nur empfehlen, eigene Partien von früher nachzuspielen. In der Regel fällt einem dann schnell auf, dass die für schachliche Erfolge vor allem notwendige Energie und Genauigkeit der taktischen Berechnungen nicht mehr annähernd so stark ausgeprägt ist. Als Beispiel hier meine allererste Partie in der Meisterklasse von Schleswig-Holstein, die mit meinem heutigen Schach nicht mehr allzu viel gemeinsam hat:

 

http://ullrich-krause.de/1991/03/23/homuthm-krause-kappeln-1991/

 

Die andere Frage nach dem schachlichen Ehrgeiz kannst Du mir noch einmal stellen, wenn ich an meinem ersten Seniorenturnier teilnehme – vielleicht möchte ich es dann wirklich noch einmal wissen. Im Moment freue ich mich, wenn ich an einem schönen Turnier teilnehmen kann oder wenn meine Mannschaft gewonnen hat – das eigene Ergebnis ist zweitrangig.


Vielen Dank für das Gespräch! 


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